Die Vorbereitung

Wann sich genau in Martin's Kopf die Idee der "IchsetzmichineinenLasterundfahrsoweitichkomme"-Reise festzusetzen begann, kann er wohl selbst nicht mehr genau sagen. Soweit ich die Vorbereitungen mitbekommen habe, möchte ich an dieser Stelle davon gerne berichten.



Der erste Anlauf

fand schon in den Jahren 1998/1999 statt:
Anfang 1998 für ziemlich viele Deutsche Märker einen ziemlich großen und langen ausrangierten Feuerwehr-LKW (MB 1113, langer Radstand) gekauft und nach etlichen Schraub- und Bastelstunden festgestellt, daß das Fahrzeug nicht nur sehr groß, sondern auch sehr undicht und faulig war.

Leider ist von diesem eigentlich sehr imposanten Fahrzeug kein Bild erhalten geblieben.
(Sollte jemand den LKW kennen und noch Bilder davon haben,
bitte ein Scan davon an Robert senden)

Nach Studium- und Wohnungswechsel mußte das Projekt für's erste aufgegeben werden.
Das mittlerweile liebgewonnene Wohnmobil wurde im April 1999 verkauft.



Dann kam Kathrin...

Irgendwann hat Martin seiner Kathrin von seinem Projekt der Reise im LKW erzählt und hat damit wohl offene Türen eingerannt:

Flugs war der Plan wiederbelebt:
Kathrin's Wohnung aufgegeben,
die nächsten Jahre in einer 15qm Studentenbude gelebt,
neben den Studium gejobbt soviel möglich war und jeden nur möglichen
-damals noch- Pfennig zur Seite gelegt.



...und schließlich Gifi

Im Sommer 2002, die Anzeige in mobile.de:

Mercedes Benz LA 710, Bj. 1965
abgelastet auf 6 t
6-Zylinder Diesel, 5 l Hubraum, 100 PS
Allradantrieb
Umgebaut auf Einzelbereifung, Unimog-Format
Seilwinde vorne
260 l Tank
Preis: VB (knapp an der Schallgrenze)

Standort des Fahrzeugs war Berlin

Nach einem vielversprechenden Telefonat, am folgenden Wochenende in den alten Derby geprungen, die 600km abgerissen, und da stand er:



Wir haben dann von den Jespersens,-den Vorbesitzern- erfahren, daß das Fahrzeug gerade erst eine 2-jährige Reise rund um das Mittelmeer hinter sich hatte,also bereits Langstrecken erprobt ist.
Nach kurzen Verhandlungen wurde man sich einig und es ging an die Heimreise.
Da waren die 600km plötzlich sehr viel länger.

Nun hat ja jeder seine eigenen Vorstellungen, wie das optimale Fernreisemobil auszusehen hat und die zweijährige Reise der Vorbesitzer ist auch nicht spurlos an dem Fahrzeug vorübergegangen:

Nach genauer Begutachtung stellte sich heraus, daß die gesamte Oberkante des Fahrerhauses weggerostet war.

Die Unterkante des Aufbaus war auch nur noch rudimentär vorhanden.

Jetzt kam Martin wieder das Wissen seiner Ausbildung zum KFZ-Mechaniker zu Gute:

Es wurde tagelang geschweißt und genietet, bis zum Schluß ca. 5 Quadratmeter Alu- und Stahlblech verarbeitet waren.

Nun musste noch Farbe auf das Blech.
Die Wahl fiel auf RAL 1001 Sandgelb,
nur war uns allen nicht klar, wie lange Baumarkt-Kunsharzlack zum Trocknen braucht.


Kaum zwei Wochen später

- Die Farbe war schon fast trocken-

konnte es weitergehen:

Die vorne angebaute hydraulische Seilwinde, erhöhte nicht nur das Fahrzeuggewicht um eine halbe Tonne, sie verlängerte den LKW auch um gut einen halben Meter.

Nach kurzer Abwägung der Vor- und Nachteile, wurde entschieden:

Das Teil muß ab, nur wie?

Dank der Mithilfe des LKW-Spezies Fabian aus Friedberg und seines Gabelstaplers haben wir die Seilwinde relativ problemlos abbekommen. Mit der positiven "Nebenwirkung", daß sich vorne die Bodenfreiheit um 5cm erhöhte, da nun das fehlende Gewicht der Winde die Federn der Vorderachse entlastete.

Jetzt mußte aber eine "normale" Stoßstange für Vorne gefunden werden.

Fündig wurde Martin dann in Peißenberg:

Da war auf einem Bauhof ein ziemlich maroder Mercedes LKW abgestellt.
Dessen Besitzer war gewillt die, auch schon etwas mitgenommene, Stoßstange zu verkaufen, sofern wir diese irgendwie abbekommen.

Nach zweistündiger Schinderei unter dem LKW hatten wir die 4 Halteschrauben endlich offen, bzw. abgerissen. Stoßstange verladen, ab nach Hause, großer Hammer, Stoßstange so gut wie möglich zurechtgeklopft, 1/2 Liter schwarze Farbe und Stoßstange drangeschraubt





Die "Aussenarbeiten" waren für's Erste abgeschlossen.
Jetzt ging es an die Anpassung des Innenausbaus.

Die Anforderungen von Martin un d Kathrin waren natürlich andere, als die der Vorbesitzer, die mit zwei kleinen Kindern reisten.

Martins wichtigste Forderung:

"ICH WILL EIN KLO!"

Nicht nur ein im Hocker verstecktes Porta-Potti, eine richtige Toilette.

Das war dann mein erster Part, da ich schon einen Bus ausgebaut habe.

Also los zum Baumarkt und zum Zubehörhändler, Material geholt, eine Sitzbank aus dem Laster rausgerissen und ein feines "stilles Örtchen" gezimmert.



Parallel dazu haben sich Martin und Kathrin um die Dämmung des Schlafbereichs und des Fahrerhauses gekümmert. Dazu und um alles wohnlicher zu gestalten wurden beide Bereiche auch mit Korkplatten beklebt.

Das war besonders im Fahrerhaus eine Riesenschweinerei, da sich dort die 40 Jahre alte Schaumstoffdämmung entweder in sandfeine Brösel auflöste, oder in Teilbereichen fast gar nicht abzubekommen war.

Kathrin hat aber nicht aufgegeben, bis auch das letzte Fitzelchen der alten Dämmung abgepopelt war.

Die neue farbliche Gestaltung des Innenraums oblag ebenfalls Kathrins gestalterischer Fähigkeiten.
So hat Sie den Blau/weiß/braunen Wohnbereich in warmen Rot- und Brauntönen lackiert.






Nun sollten noch zwei Solarpaneele am Dach montiert werden, damit man auf Reisen auch wirklich autark ist.

Das war jetzt mein zweiter Einsatz.
Was sich dabei als eigentliches Problem herausstellte, war nicht die Montage der Paneele, sondern die gesamte Elektrik des Wohnabteils:

Das Ganze hat ein echter Amateur zusammengabastelt und offensichtlich um mir richtige Freude zu bereiten, eigentlich nur weiß und blau als Kabelfarben verwendet.

Nach etlichen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen, Ordnung in's Chaos zu bringen, gab es nur eine vernünftige Entscheidung: Komplette Elektrik rausreissen und neu verkabeln.

( Es war erstaunlich, daß das Fahrzeug bei dem vorgefundenen Kabelsalat nicht abgebrannt ist.)

Nach zwei Wochenenden Strippen ziehen und 500 Meter Kabel später funktionierte eigentlich alles wieder.

"Eigentlich"... da plötzlich im kurz darauf folgenden Urlaub der Kühlschrank seiner Aufgabe der Getränkekühlung nicht mehr richtig nachkam, dafür aber ständig die Batterie leersaugte und "zwitscherte".

Per telefonischer Ferndiagnose war das Problem nicht zu lösen, so daß in diesem Urlaub die Beiden das Bier warm trinken mussten und ich weitere Wochenenden mit Fehlersuche verbringen durfte:

Batterien defekt?
Die waren eigentlich neu, also zum Händler zurückgebracht und auf Garantietausch gedrängt.

Batterien wieder eingebaut:
Kühlschrank kühlt zwar einigermaßen, aber nach zwei Tagen wieder Batterie leer und wieder "Zwitschern".

Solarregler defekt?
Hmmm... so richtig voll hat er die Batterien ja nie bekommen...
Regler aus meinem Auto aus- in den LKW eingebaut und wieder 2 Tage warten:
Kühlschrank kühlt so lala und: ...zwitschert.

Also wieder alter Regler rein, Verkabelung zum x-ten Mal überprüft:
...Zwitschern....

Solarpaneele defekt, oder deren Anschluss fehlerhaft?
Paneele, abgebaut, geprüft,wieder drangebaut, neu verkabelt:
...Zwitschern...

Extradicke Kabel nur für den Kühlschrank eingebaut:
...Zwitschern...

Nach Wochen sind wir mal auf die Idee gekommen, den Kühlschrank selbst zu überprüfen:
Siehe da: Kühlschrank defekt.

Nach dem Kauf einer Kompressorkühlbox, die seitdem immer zuverlässig für kaltes Bier sorgt und dem Einbau eines kleinen Kohleofens
(was sagt da eigentlich der TÜV dazu?),
der für gemütlich warmen Wohnraum sorgt, waren die Arbeiten am Innenraum abgeschlossen.

Schließlich wurden die Unimog-Räder noch gegen Räder der Dimensionen 11.0/20 getauscht, da Reifen in Unimoggröße auf der geplanten Reise nicht überall zu bekommen wären;
Die neuen Reifen sind zudem größer, sorgen daher für eine größere Bodenfreiheit und ermöglichen eine etwas höhere Reisegeschwindigkeit bei gleichzeitig verminderter Drehzahl des Motors .

Im Rahmen der Räderaktion wanderte auch das unter dem Heck befestigte Ersatzrad an die Rückwand des Fahrzeugs, was wiederum zu größerer Bodenfreiheit und für einen besseren Böschungswinkel sorgte.

Nun war GIFI bereit für die große Fahrt und konnte sich bis zur derzeitigen Reise auch schon bei mehreren kleineren Urlaubsfahrten bewähren, so auch im Mai 2003 bei der Hochzeitsreise von Martin und Kathrin nach Kreta.





Während der gesamten Umbauphase musste natürlich auch das eine oder andere Originalersatzteil verbaut werden, was sich trotz des Alters des Fahrzeugs von mittlerweile 40 Jahren nie als Problem erwies, da alle Ersatzteile im Mercedes-Benz Nutzfahrzeug Zentrum verfügbar waren.

So, das war die im Ganzen zwei Jahre dauernde Vorbereitung des Fahrzeugs für die große Reise.


Ach ja,eines noch:

der Name GIFI setzt sich übrigens aus den Namenskürzeln der beiden "Hauptsponsoren" zusammen.


Robert (der so gerne mitgefahren wäre)