Indien


Sonntag, 9. Januar 2005

Wir waren rechtzeitig vor Ablauf unserer Visa an der Pakistanisch-Indischen Grenze.

Zu den üblichen lustigen Stempelchen, Kontrollen etc. kamen hier neue Spielchen hinzu. Die Pakistanis haben uns vor dem Verlassen ihrer Grenze noch vor den bösen Indern gewarnt, die ja alle nur unser Geld wollen.

(Ja, ja, dass die sich gegenseitig nicht riechen können wussten wir)

Auf der indischen Seite wurden wir dann sehr nett von Soldaten in den lustigsten und buntesten Uniformen empfangen.

Zusätzlich herrschte hier ein unheimlicher Andrang von Menschen von beiden Seiten der Grenze.

Grund dafür war ein allabendliches Spektakel:

Auf extra dafür errichteten Tribünen im Niemandsland, stehen sich Pakistanis und Inder gegenüber und beschimpfen sich gegenseitig.

Das ganze blieb uns jedoch verborgen, da wir nachdem alle Kontrollen durchgeführt und unsere Brummis auch auf einer Grube von unten untersucht wurden, wieder in ein Abfertigungsgebäude zurückbeordert wurden.
Dort erklärte uns dann eine vorher noch nie gesehene Miss Ichbinjasooberwichtig, dass etwas mit unseren Carnets nicht in Ordnung sei.

Fröhlich jaja sagend, lächelnd und an einen Witz glaubend, dachten wir jetzt unsere Pässe und Carnets wieder zu bekommen.

Aber nix da.

Die Kuh meinte es tatsächlich ernst.

Zuerst meinte sie unsere Carnets würden irgendwie unecht aussehen.
Wir sagten ihr, dass wir sie für teures Geld offiziell beim deutsche Automobilclub gekauft hätten.

(Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das Lachen immer noch nicht verkneifen, da auch die Dummkuh und ihre umgebenden Schergen immer noch lachten.)

Dann bemerkte sie dass auf dem oberen Abschnitt das Gültigkeitsdatum nicht aufgedruckt war.
Sie merkte aber dann selber dass das eigentlich nur für uns wichtig wäre, wenn wir die Carnets wieder abgeben.

Aber dann fand sie das Nächste:

Die Carnets wurden uns vom ADAC freundlicherweise auf 1.12. vordatiert, da wir ja vorher mehrere Wochen in Griechenland und Türkei waren und für die Zeit ja nicht zahlen brauchten.

Das hat Mrs Korruptkuh jedoch nicht gelten lassen.

Es sei unmöglich ein Dokument zu besitzen mit einem Datum, zu dem man ja gar nicht mehr am Ort der Ausstellung war.
Ergo sei das Dokument im Iran gefälscht worden.

(Jetzt konnte nur noch Dummkuh lachen)

Und so ging es fröhlich weiter:

Ennis Impfpass hätte kein Foto...

(Jetzt musste ich doch wieder lachen)

....Ralphs Reisepass wäre gefälscht, da er darauf lange Haare hätte und jetzt doch kurze, wer könne Mrs. Korruptschlampe denn versichern, dass es nicht der Pass eines Zwillingsbruders wäre....

Das hat sie alles ganz ernst durchgezogen und als ich gerade so nachdachte, an welchen konfiszierten Drogen die gute wohl genascht hat ist sie endlich damit rausgerückt was sie will.

Wenn wir je Auto 50 Euro zahlen würden wären die Carnets eigentlich gar nicht so gefälscht.

Ach ja. Dann ewige Diskussion,

Androhung die Autos zu konfiszieren,

Androhung unsererseits die Botschaft anzurufen

(hat jedoch nix gewirkt, da wir keinen Handyempfang hatten und sie uns ein Telefonat verweigert hatten),

Androhung der Ausweisung

(hä wir waren ja noch gar nicht eingereist)

und hin und her.

So haben wir dann doch schließlich gezahlt und haben unsere Pässe und Carnets wieder bekommen.

(Hier muss man aber deutlich sagen, dass das bis zu unserem jetzigen Zeitpunkt der Reise das erste und einzige Mal war dass wir über den Tisch gezogen wurden., sonst waren die Inder immer sehr korrekt.)


Am nächsten Tag ging's dann durch Amritsar Richtung Süden.

Hier lernten wir dann indische Straßenverhältnisse kennen.
Das ist eine gefährliche Mischung aus berauschendem Betelkauen und dem Glaube an Wiedergeburt.
Das einzige was uns daran hindert unter die Räder zu kommen ist die Größe unserer Autos.

Da wird geschnitten, ausgebremst, geschrammt und gerammt.

Aber wie schon in Pakistan gewöhnt man sich auch daran sehr schnell.

Da unsere Brummis im Vergleich zum indischen Pappmascheautobau relativ unverbiegbar sind können wir ganz gut mithalten.

Kleines Beispiel:

Ich stehe an der Ampel.
Ein Inder kommt mit Indiens einzigen absolut unverbeulten Kombi und fährt rechts unter meinen Brummi. Ich kann ihn natürlich im Spiegel nicht sehen.
Ich fahre bei Grün los.
Nach einem lauten lack- und spanabhebenden bzw. blechverformenden Geräusch hatte Indien keinen unverbeulten Kombi mehr.

Ralph der die ganze Szene von hinten betrachtete, meinte, der Fahrer wäre einfach weitergefahren und hätte nicht einmal umgesehen.

So fuhren wir immer weiter Richtung Süden auf die Insel Diu zu. Da wir dort Weihnachten und Silvester feiern wollten...

(als ehemalige portugiesische Kolonie ist es die Insel wo Bier und Whisky fließen)

...ließen wir so spektakuläre Städte wie Jaisalmer, Jaipur etc. links liegen.

Wir waren ohnehin mehr an Land und Leuten interessiert als an div. Baudenkmälern.

Und die sollten wir bald kennen lernen.

Als wir eines abends nördlich Delhi einen Schlafplatz suchen, finden wir eine schöne freie Fläche mit kleinen Hügelchen zum campen.

Wie immer dauert es nicht lange, bis der erste Inder erscheint.

Der hieß Vinod und meinte das wäre zwar überhaupt kein Problem hier zu schlafen aber kein guter Ort.

Es wäre nämlich der Friedhof und die Verbrennungsstätte der nächsten Ortschaft.

Ojeh wir wieder. Jetzt wussten wir auch was das für Aschehaufen waren, über die wir mit unseren 7,5-Tonnern gewälzt sind.

Wieder mal:

ÄUSSERST PEINLICH!

Aber die Inder sind mit uns Europäern wirklich nachsichtig.

Was dann kam kann ich nur kurz beschreiben.

Einladung zu ihm nach Hause in ein altes Dorf. Essen, Dorfchef, Audienzen, Gaukler, Ehrenplätze etc.

(Sehr kurz, ich weiß, aber das muss man mit den Bildern sehn)

Die Leute waren wirklich nicht die reichsten, haben uns aber behandelt wie die Könige.

Höhepunkt war dann, dass die Frauen Kathrin "entführt" haben und total indisch gekleidet und "verziert" haben.

Den Sari durfte sie natürlich nicht mehr ausziehen.

Das wäre dann ja noch gegangen, aber als sie auch den Schmuck behalten sollte wäre uns das beinahe zu viel geworden.

Vinod hatte uns dann aber versichert, dass es für seine Familie eine große Ehre und Freude wäre, wenn wir es annehmen und dass der Ausdruck unserer Gesichter ihn dafür vielfach entschädigen würde.

Außerdem hätte er seine Mutter seit Jahren seit dem Tod seines Vaters wieder lachen sehen.

Dann hat er sich auch noch dafür entschuldigt, dass der Schmuck nur vergoldet und nicht aus puren Gold sei. Usw. usw.

Auch wieder peinlich, wenn man sieht wie bei uns mit "Gästen" aus dem Ausland umgegangen wird.

Von diesem Erlebnis total beeindruckt wollten wir dann möglichst schnell nach Diu, um die Seele baumeln zu lassen und alles mal ein bisschen zu verarbeiten.

Aber hier haben wir wieder die Rechnung ohne die indischen Straßenverhältnisse gemacht.

Weihnachten verbrachten wir dann schließlich irgendwo in der Pampa.

Kathrin lesend...

...Ralph und ich in inniger Umarmung mit unseren Chemietoiletten und Brechschüsseln.

Wir hatten uns wohl irgendetwas eingefangen.

Frohe Weihnachten!

Aber zu Silvester haben wir es dann geschafft:

Diu,
gelobtes Land des Kingfisher Bieres.

Während unser Alkoholkonsum aufgrund der Nichtverfügbarkeit in den letzten Wochen bedenklich gegen Null tendierte freuten wir uns auf ein kühles Bierchen.

Das ist natürlich besonders schön bei ca. 30 Grad im Schatten direkt am Arabischen Ozean.

Hier stehen wir nun schon fast wieder 2 Wochen und genießen das billige und angenehme Leben.

Kathrin und ich haben uns ein kleines Moped gemietet, mit dem wir fast täglich auf den Fischmarkt fahren.




Typisches Abendmenü:

Ein Berg Riesengarnelen,

ein kleiner Haifisch (im Ganzen) ca. 1,5 kg,

frischer Thunfisch am Stück,

div. Kleinfischzeug

für ca. 3 Euro.












Ach ja und zum Schluss neues vom Auto.

Nachdem ich den Ölverlust durch eine defekte Leitung
(Folge der türkischen Anlasserwechselorgie)
behoben hatte, hatte ich eine Öllache unter meinem rechten Hinterrad, die sich als Bremsflüssigkeit entpuppte.

Dank Ralphs Hilfe war der betreffende Radbremszylinder jedoch schnell ausgebaut und gereinigt.

Ob er funktioniert weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht.

Dafür weiß ich aber, dass meine rechte hintere Bremse sehr reibungsarm im Ölbad läuft. Das Öl läuft irgendwie aus dem Differential über die Steckachse und das Radlager in die Trommel.

Naja, wenigstens ist das schon ordentlich eingelaufene Radlager gut geschmiert.

Ohne es zu versäumen mir von Ralph noch eine 50ml Bremsflüssigkeitsinjektion ins linke Auge verabreichen zu lassen...

(das brennt so ein bisschen)

(ich wusste ja dass Ralph nachtragend ist und sich irgendwann für den verbrühten Fuß revanchiert,

ich habe aber keine Narben, ätsch)

...haben wir das ganze Schlamassel wieder zusammengebaut.








So, das war's fürs erste wieder mal

Mal sehen wie lange es dauert, bis die E-mail weg ist.

Wir haben schon 2 Tage gebraucht um eure Mails zu lesen,
da hier nicht nur die Menschen, sondern auch die Computer etwas langsamer arbeiten und der Strom auch nicht immer so fließt wie er soll.

So ein Stromausfall ist dann immer ganz lustig, wenn man gerade nicht abgespeichert hat.

Aber wir werden es schaffen.

Wir versuchen natürlich auch eure Mails zu beantworten.


Bis bald, Eure Andersreisenden

Enni, Kathrin, Ralph und Martin








Ein kleines PS:

Mädels daheim, wir können verdammt froh sein, da geboren zu sein, wo wir geboren wurden!!!!

In all den Ländern, die wir bisher durchfahren haben, ist's mit dem freien Leben der Frauen nicht immer so rosig bestellt.

So dürfen sich im Iran die Frauen nur verschleiert auf die Straße wagen
(wenn auch nicht so extrem, wie in der europäischen Vorstellung),

in Pakistan sind sie fast alle ganz weggesperrt

in Indien ist die Frau einfach nix wert
(oder könnt Ihr Euch vorstellen jemanden zu heiraten, den Ihr noch nie zuvor gesehen habt,
oder erst zu essen, wenn euer Gemahl zu Ende gespeist hat
und dann auch nur das, was er übrig läßt,
oder auch durch die umstrittene Fruchtwasseruntersuchung feststellen zu lassen,
ob Euer Ungeborenes weiblichen Geschlechts ist,
um es abzutreiben, da Ihr nie das Geld für eine Mitgift aufbringen könnt???)

Das sind so die sehr befremdlichen für uns grausame Seiten und Hintergründe dieser sonst so faszinierenden Länder und ihrer Kulturen.

Doch nichts desto trotz werd' ich dem Ganzen auf der Spur bleiben,
denn was für uns unvorstellbar erscheint,
leben diese Frauen mit einer unglaublichen Anmut & Würde und immer einem zufriedenem Lächeln auf dem Gesicht

...alles ist auf eine so wunderbare Weise gar nicht wahr...

Liebste & sonnige Grüße,
laßt Euch drücken

Eure Kathrin

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