Nepal


Dienstag, 31. Mai 2005




Pokhara war nun also der dritte Ort nach Diu und Agonda in Goa,
der uns nicht mehr losließ.

Die ersten eineinhalb Wochen standen wir wie berichtet mit Ralph
und Manu (einem Schweizer, den wir bereits in Pakistan zusammen mit
Michael und Sonja getroffen haben ) am Fewasee, am Rande eines Busparkplatzes,
da der ehemalige Campingplatz wegen der Neujahresfeierlichkeiten geschlossen war.

Neben uns fand sich, angezogen durch unsere Brummis,
auch diverses anderes illustres Volk ein.

Neben einer Israelin, einem Spanier und einem Landsmann aus Mauritius
war da auch noch ein Japaner, der sich als Chinese verkleidet
durch China und Tibet geschmuggelt hat.
An den Grenzen hatte dieser seinen auffälligen Rucksack einfach
in einen Reissack gesteckt und sich unters Volk gemischt.

Dann war da noch Ludwig, ein Deutscher, der mit seinem Mercedes Wohnmobil
schon seit Jahren zwischen Indien und Nepal umhergondelt.

Auch ein lustiger Nepalesi hat sich nach einigen Tagen eingefunden und meinte
mit einem Ticketblock in der Hand,
wir müssten noch für die vergangenen Tage Parkgebühr zahlen.
Da uns aber zuvor alle bestätigten, dass das Parken hier frei wäre,
lachten wir ihn für seinen netten Versuch aus und wollten ihn wegschicken.

Aber so leicht gab der nicht auf, witterte er doch ein paar schnell verdiente Rupien.

Er meinte, er sei vom Gouvermentoffice der offizielle Parkwächter
und von seinem Chef geschickt.
Ich schickte ihn weg und meinte, er solle doch dann bitte seinen Chef holen,
damit ich die Angelegenheit mit ihm regeln könne.

Ich staunte nicht schlecht über seine Entschlossenheit,
als er nach einigen Minuten tatsächlich mit Verstärkung anrückte.

Sein angeblicher Vorgesetzter,
der mir allerdings nicht den Eindruck eines Offiziellen machte,
hielt mir auch gleich einen Ausweis vor die Nase,
den ich jedoch aufgrund meiner fehlenden Hindikentnisse nicht entziffern konnte.

Da fiel mir siedend heiß ein,
dass ich ja schon in Indien als Abgesandter der deutschen Regierung reiste.
Als solcher gab ich mich dann auch wieder einmal
mit meinem Personalausweis zu erkennen.
Darauf gaben die beiden Spaßvögel schließlich ihr Vorhaben auf.

In dieser Woche war es natürlich für uns auch ein Pflichttermin,
die Neujahresfeier auf dem Campground zu besuchen.
(Die Hindus feierten zu diesem Zeitpunkt ihr neues Jahr 2062).

Das Rahmenprogramm hielt sich mit einem Volleyballturnier,
zahlreichen Fressbuden und einer Musikbühne allerdings in Grenzen.
Am interessantesten war dabei die vielen Nepalesis und Tibetaner
in ihren Festtagskleidern zu sehen
und der seltsam eintönigen, aber eindringlichen nepalesischen Volksmusik zuzuhören.
Als alle Feierlichkeiten vorüber waren,
konnten wir dann endlich auf dem schönen Gelände stehen.
Dort waren dann auch wieder Roswita und Holger, ein Rentnerpärchen aus Deutschland,
die wir schon von Agonda kannten.

Zusammen mit ihnen verbrachten wir noch zwei ruhige Wochen,
in denen wir Ralph wieder verabschiedeten,
der sich auf den Weg nach Kathmandu machte.

Kurze Zeit darauf kamen auch Michael und Sonja wieder,
die wir seit Goa nicht mehr gesehen hatten.

Wir genossen in dieser Zeit den herrlich eintönigen Tagesablauf,
der nur zweimal in den ganzen Wochen durch eine Hochzeit unterbrochen wurde.

Der Morgen begann immer damit, dass eine kleine Schar von Kindern,
die offensichtlich der untersten Kaste angehörten, um unser Auto herumschlich
und wartete bis sie ihr Frühstück bekamen.
Kathrin hatte ihnen nach einigen Tagen, als sie sich an uns gewöhnt hatten,
einmal ein Marmeladenbrot gegeben, da sie nach Essen fragten
und sie wirklich nicht gerade einen wohlgenährten Eindruck machten.
Eines der Kinder hatten wir auch schon beobachtet,
wie es Reste aus einer Mülltonne suchte und aufaß.

Wenn man die Reaktion deutscher Kinder auf ein Marmeladenbrot kennt,
ist es eine Wonne diesen Kindern zuzusehen,
wie sie sich über ihr einfaches Mal hermachen.

Da sie nun wirklich nichts besaßen, bedankten sie sich auf ihre Weise
und sangen uns ein Liedchen, oder tanzten für uns.



Alle zwei Tage war dann Wasserbunkern angesagt,
da es immer nur dann und nur für zwei Stunden Wasser
an der öffentlichen Wasserstelle gab.

Anschließend stand dann meistens eine Einkaufs- und Bummeltour
im Touristenzentrum entlang des Sees,
oder in der auf einem Hügel gelegenen Stadt Pokhara an.

Uns schien es, als ob mit der Zeit immer mehr Nepalesis
um diese Uhrzeit vor den Läden und auf der Straße stünden,
um die beiden Europäer zu sehen, die sich mit ihrem seltsamen,
hier unbekannten, indischen Moped den Berg hinaufquälen.

Besonders viele Schaulustige fanden sich immer an den besonders steilen
Abschnitten ein, wenn ich unser kleines Motörchen durch ordentliches Strampeln
in die Pedale unterstützte und wir so beinahe Schrittgeschwindigkeit erreichten.

Auch auf den weniger steilen Strecken ernteten wir bei atemberaubenden
Geschwindigkeiten um 30 km/h jede Menge Aufmerksamkeit.
So fuhren beinahe permanent, teilweise mehrere Taxis oder Motorräder neben uns,
sehr zum Missfallen, der nachfolgenden Verkehrsteilnehmer.
Die Reaktionen reichten dabei von reiner Bewunderung für unseren Mut,
mit so etwas zu fahren, über schallendes Gelächter bis hin zu Mitleidsbekundungen.

Nicht selten hätten diese Reaktionen beinahe Verkehrsunfälle verursacht.

Nur ein Verkehrspolizist war am letzten Tag vor unserer Abreise aus Pokhara
nicht von unserem Anblick entzückt.
Dies lag in erster Linie daran, dass wir keine Helme trugen.
So sollten wir das Moped stehen lassen, uns Helme kaufen
und dürften dann wieder weiterfahren.

Wir beschlossen mit dem Taxi zurück zu Sonja und Michael zu fahren
und uns deren Helme auszuleihen.
Da sah ich doch, wie ein anderes Touristenpärchen auf einem Roller angehalten wurde,
da auch die Sozia keinen Helm trug.
Nach kurzer Diskussion durften sie jedoch weiterfahren.

Da war es wieder, dieses komische Gefühl in der Bauchgegend.

Irgendwo in meinem Gehirn begann das zuständige Zentrum für Gerechtigkeit
auf Hochtouren zu arbeiten.

Ich lief sofort zu dem Polizisten, der uns nicht weiterfahren ließ
und pflaumte ihn an, was denn das jetzt soll.
Sichtlich verunsichert schickte dieser mich zu seinem Kapo,
der bei den Polizeiwagen am anderen Ende der Kreuzung stand.

Richtig schön in Fahrt gekommen, erklärte ich auch ihm mein Problem.
Leider bin ich dabei an den Falschen geraten.
Im Gegensatz zu seinem jüngeren und den indischen Kollegen
ließ er sich von meinem Groll keinesfalls beeindrucken
und hatte offensichtlich keine Lust sich mit mir auseinanderzusetzen.

Er zückte einfach seinen Block mit Busgeldquittungen und stellte mir selbige
über 100 Rupien für Fahren ohne Helm aus, die er mir wortlos überreichte.

Mein cortikales Gerechtigkeitszentrum schien darauf hin so überlastet,
dass es mein Sprachzentrum beeinträchtigte.

Ich fuchtelte und schrie in astreinem bayerischen Englisch:

"Hä, wos is'n des, has you different Regeln fia different Tourists,
oda wo samma denn do!?!"...

... usw.usw. Aber auch das schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken.
So zog ich unverrichteter Dinge und natürlich ohne zu zahlen von dannen.

Als ich wieder zu Kathrin gestoßen bin,
kam ein sehr gut westlich gekleideter Herr zu uns,
der schon so aussah, als ob er etwas zu melden hätte
und fragte mich nach unserem Problem.

Auch von ihm bekam ich erst eine Belehrung,
dass man auch mit dem Moped einen Helm bräuchte.
Ich versicherte ihm darauf, dass ich meinen Fehler ja einsehe,
aber nicht verstehe, warum die Regeln nicht für alle gelten.
Darauf meinte er, er würde mal mit dem Oberpolizisten sprechen.

Nach einer Minute kam er dann wieder und meinte es wäre alles in Ordnung.
Die Polizisten meinten in 2 Minuten wäre die Kontrolle ohnehin vorbei,
ich könne solange warten und dann unbehelligt weiterfahren, was dann auch geschah.

Aber weiter mit dem Tagesablauf:

Zwischen 15 und 17 Uhr waren wir meistens wieder bei unserem Brummi zurück.
Zu diesem Zeitpunkt pflegte es nämlich immer anfangen zu Regnen.
Und wenn es hier regnet, dann ordentlich.
Beim ersten Regen nach einem halben Jahr
hatten wir noch mächtig Bange um unser Auto

Das Ganze kündigt sich durch riesige schwarze Wolken an,
die über die Berge ziehen.
Wenn es dann dunkel, wie bei einer Sonnenfinsternis ist,
setzt plötzlich der Sturm ein, worauf meist sintflutartige Regenfälle folgen,
mit denen oft Hagelschauer einhergehen.
Nach ein bis zwei Stunden war das ganze Spektakel jedoch meist vorbei, so dass wir
den Rest des Tages dann wieder vor unserem Auto verbringen konnten.

Der fast täglich einsetzende Regen und die damit einhergehende
dunstige Atmosphäre waren es schließlich auch,
die uns einen Blick auf die Gipfel des Himalayamassivs lange Zeit verwehrten.

Nach ca. zwei Wochen stand jedoch eines Morgens
eines der vielen taubstummen Kinder,mit dem wir oft gespielt hatten,
vor unserem Auto.

Ganz aufgeregt deutete er immer auf seine Zähne und an das Ende des Ortes.
Immer wieder die selben Gesten der Gebärdensprache,
aber Kathrin und ich vermochten sie nicht zu deuten.
Mit unseren Bemerkungen über seine schönen weißen Zähne,
oder ob er sich dort hinten immer die Zähne putzt,
oder ob dort etwa sein Zahnarzt wohne konnte er sich nicht zufrieden geben.

Nach ewigem Hin und Her stellten wir voll Erstaunen fest, was er uns sagen wollte.

Er wollte uns auf die weißen Berge aufmerksam machen,
die man seit langem zum ersten Mal wieder
durch die aufreißende Wolkendecke sehen konnte.



Kathrin und ich waren fasziniert vom herrlichen Anblick
der Gipfel des Anapurnamassives.



Man konnte vom Daulagiri einem 8000er im Westen über die 7000er Gipfel
von Anapurna Süd, A.II, III und IV
bis zum fast 7000m hohen Langjung im Osten sehen.
Vor dieser Kette baute sich der markante Hausberg Pokharas,
der 6993m hohe Fishtail auf.



Das Ganze schien in greifbarer Nähe und uns war sofort klar,
wie die plötzlichen Wetterumbrüche zustande kommen konnten.
In unseren weiteren 2 Wochen in Pokhara durften wir diesen herrlichen Anblick
noch mehrmals genießen, was zu dieser Jahreszeit keinesfalls üblich ist.




Nach viereinhalb Wochen wurde jedoch der Drang weiterzufahren immer größer.

Wir beschlossen also noch Sonjas Geburtstag zu feiern
und uns dann langsam wieder auf die Weiterreise zu machen.

Sonjas Geburtstag beendeten wir abends in einer typisch tibetischen Kneipe
mit tibetischen Speisen und einer ordentlichen Portion Thongba.
Dabei handelt es sich um das tibetanische Bier,
das mit unserem so gar nicht zu vergleichen ist:

Man bekommt einen großen Holzkrug gefüllt mit kleinen Samen einer Frucht,
ähnlich wie Hirse, in dem ein Strohhalm steckt.
Das Ganze wird dann mit heißem Wasser aufgegossen und muss einige Minuten ziehen.
Danach hat sich dann der Geschmack und auch der Alkohol gebildet.

Der Witz an der Sache ist, das man den Matsch im Krug mehrmals aufgießen kann,
wobei der Alkoholgehalt stetig ansteigt.
Natürlich nicht nur im Krug, sondern auch in unseren Körpern,
so dass wir einen äußerst lustigen Abend verbrachten.

Schließlich hatten wir uns aber doch auf den Weg nach Kathmandu gemacht.

Über Bergstrassen mit atemberaubenden Ausblicken und abenteuerlichen Brücken
bewegten wir uns Richtung Osten.

Eine der Brücken war so baufällig,
dass immer nur ein Fahrzeug darüber fahren konnte.

Dass die Brücke dabei jedes Mal ordentlich zu schwanken anfing,
beunruhigte uns ebenso wie das Hinweisschild,
dass sie nur für 13 Tonnen zugelassen ist.

Die überladenen nepalesischen Lkws die wir darüber fahren sahen,
hatten aber alle sicherlich mindestens das Doppelte gewogen.



Natürlich sind auch wir heil darüber gekommen
und hatten nach 2 Tagen Kathmandu erreicht.

Nach einem steilen Anstieg einen Berg hinauf,
bei dem unsere Brummis ordentlich zu qualmen anfingen,
sah man von der Passhöhe aus schon die Dunstglocke Kathmandus.

Nach der Ruhe Pokharas mussten wir uns erst einmal wieder an das Getümmel
einer Großstadt gewöhnen. Da wir früh in Kathmandu angekommen sind,
beschlossen wir zuerst eine Werkstatt aufzusuchen und einige längst fällige
Reparaturen an unseren Brummis durchführen zu lassen.

Eine entsprechende Adresse hatten wir von anderen Overlandern bekommen
und auch gleich gefunden.

Ein großes Schild hat uns die Hofeinfahrt zu Mr. Sambhu´s Workshop gezeigt.

Darin angelangt waren wir erst ratlos, da wir weder Werkstatt
noch Fahrzeuge sahen.

Freundliche Anwohner geleiteten uns aber sofort zu Mr. Sambhu,
dessen Haus sich hinter zwei riesigen Ziegelsteinbergen verbarg.

Dieser hieß uns freundlich willkommen, ließ uns von seinem Diener
herrlichen Filterkaffee servieren und hielt mit uns ein nettes Pläuschen.

Schließlich unterbreiteten wir ihm unser Anliegen
und fragten nach seiner Werkstatt,
worauf er auf die beiden Ziegelsteinhaufen deutete,
die wohl noch vor 6 Monaten seine Werkstatt waren.

Er war in Rente gegangen, da er sich nicht mehr auf neue Technik umstellen wollte.
Mr. Sambhu lies uns natürlich nicht gehen,
ohne telefonisch für uns eine geeignete Werkstatt
und einen Schlafplatz zu organisieren.

Wir beschlossen einen Campingplatz aufzusuchen
und unser Glück am nächsten Tag erneut zu probieren.

Der Campingplatz erwies sich als eine kleine Wiese in einem Hinterhof
und ziemlich teuer, dafür ohne fließendes Wasser.
Da wir aber vom Fahren schon müde waren und sich direkt daneben ein großer
bedeutender buddhistischer Tempel befand, der unser Interesse weckte,
beschlossen wir für die Nacht zu bleiben.

Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem Stimmengewirr und den Geräuschen
einer sich fortbewegenden Menschenmenge geweckt.
Als wir schließlich um 6 Uhr aufgestanden sind um nachzusehen,
trauten wir unseren Augen nicht.

Als wir das Tor des Campingplatzes öffneten,
sahen wir eine schier endlos scheinende Menschenmenge,
die sich zum Teil joggend im Trainingsanzug,
zum Teil in Tracht gehend um die Tempelmauer bewegte.

Alle im Uhrzeigersinn und einige wenige direkt an der Mauer,
die zahllosen Gebetsmühlen drehend.

Ohne Frühstück und ohne zu überlegend reihten Kathrin und ich
uns in die Menschenmenge ein und marschierten mit.

Irgendwie wirkte dieser friedliche Volksauflauf
mit religiösem Hintergrund mitreißend,
vor allem weil im Gegensatz zu uns bekannten Religionen
dabei alle fröhlich schienen,
lachten und einen Heidenspass hatten.

Als wir einen Tibeter fragten,
ob wir auch einmal an den Gebetsmühlen drehen durften,
lachte er sich tot und machte es vor, wie wir sie drehen sollten.

So ging er eine Weile vor uns her und hatte großes Vergnügen daran,
uns beim Gebetsmühlendrehen zuzusehen.

Nach einer gewissen Strecke war die Mauer unterbrochen
und wir standen vor einem riesigen bunten Tempeleingang.



Da wir uns unsicher waren, ob wir u.U. Betende stören könnten,
haben wir auch hier einen Mann gefragt, ob es o.k. wäre, wenn wir eintreten.
Auch der erklärte uns belustigt, dass im Buddhismus alles erlaubt sei.

Im Inneren des Tempels angelangt, standen wir vor einer einzigen
riesigen, mehreren Meter hohen Gebetsmühle,
die durch Gläubige ständig in Bewegung gehalten wurde,
indem sie sie umrundend immer wieder angestoßen haben.



Auch hier wurden wir mit Handzeichen eingeladen
mit um die Mühle zu laufen und diese mitzudrehen.



Wieder im Freien angelangt wanderten wir die Mauer weiter
gebetsmühlendrehend bis zum Haupttempel.

Dort stand auf einem freien Gelände innerhalb der Mauer
eine riesige goldene Buddhastatue, vor der zahlreiche Gläubige und Mönche beteten.



Daneben waren Holzplanken ausgelegt,
auf die sich Betende immer wieder der Länge nach hinwarfen und wieder aufstanden.



Ursprünglich hatten besonders gläubige Pilger
die Tempelanlage mit ihrer Körperlänge abgemessen,
indem sie sich der Länge nach hinlegend und wieder aufstehend fortbewegten.

Vermutlich hatte man diese Art der Fortbewegung ins Tempelinnere verlegt,
da sich bei dem herrschenden Verkehr die Zahl der Pilger rasch dezimiert hätte.

Noch mehr als die große Buddhastatue
haben uns aber die vielen kleinen Tempelchen begeistert.

So fand man Miniaturtempelchen mit Miniaturstatuen umgeben
von z. T. uralten Gebetssteinen ebenso wie eingemauerte Buddhastatuen,
an deren Eingang Reis geopfert wurde.

Hier waren auch links und rechts große Muscheln eingemauert,
die von einigen Gläubigen geblasen wurden
und deren Ton die spirituelle Atmosphäre noch untermauerten.

Selbst in ein kleines Astloch hatte man eine Statue gestellt
und mit Fahnen geschmückt.



Als wir diesen Tempel verlassen haben,
wollten wir die Gebetsmühlenmauer um den Berg noch ganz umrunden.
Etwa auf halben Weg machte sich aber dann doch der Hunger
und die aufkommende Hitze bemerkbar und wir machten uns
zusammen mit einigen Anhängern der Bönreligion
entgegengesetzt der Menge auf den Rückweg.



Nachdem wir diese Eindrücke und unser Frühstück verdaut hatten,
machten wir uns durch das Verkehrschaos Kathmandus auf zur nächsten Werkstatt.

Auch diese haben wir ohne Schwierigkeiten gefunden
und wurden sogleich von Irvin, dem Besitzer von Irvin´s Workshop,
freundlich empfangen.



Wieder gab es zunächst Tee und Cola bevor wir unsere Problemchen besprachen.

Michael musste bei seinem Auto einige gebrochene Teile ersetzen und schweißen
lassen und wir wollten unser lästiges Federn- und Bremsproblem beseitigt haben.

Inzwischen mussten wir fast jeden zweiten Tag
eine neue Flasche Bremsflüssigkeit einfüllen,
die sich sogleich wieder über undichte Manschetten ihren Weg ins Freie suchte.

Außerdem waren wir das ständige Geschaukel und das Durchschlagen der Räder
auf die Karosserie bei schlechten Strassen satt.

Irvin hat zwei Spezialisten einer Blattfedernwerkstatt kommen lassen
und die Lösung war sogleich gefunden:

Hinten je 2 zusätzliche Federn eines 13-Tonners
und vorne je eine eines 11-Tonners.

Das klang gut.

Am selben Tag ging es dann los.

Mit einem mittelalterlichen Heber wurde unser Auto bis kurz vor die Kippgrenze
hochgebockt und das erste Blattfedernpaket ausgebaut.



Leider unterbrach aber die Dunkelheit die Arbeiten
und so verbrachten wir die ganze Nacht in gehöriger Schräglage
und trauten uns kaum zu bewegen,
um nicht die ganze Angelegenheit ins Wanken zu bringen.

Aber am nächsten Tag ging's weiter.

Es wurde zerlegt, zurechtgeschnitten, gehämmert und genietet, was das Zeug hielt.



Am Abend stand unser Brummi dann wieder gut gefedert
und dadurch auch 5cm höher auf allen Vieren.

Der Gewinn an Bodenfreiheit wurde mir allerdings erst schmerzlich bewusst,
als ich zum ersten Mal wieder unseren Wohnraum betreten wollte.

In gewohnt dynamischer Weise wollte ich die zweite Stufe nehmen,
die sich nun ja auch 5cm höher befand.

Diese Info ist allerdings noch nicht bis zu meinen Beinen durchgesickert,
so dass ich diese verfehlte und sehr undynamisch
-aber nicht unsportlich-
im Vierfüßlerstand das Fahrzeuginnere erreichte.

Am nächsten Tag ging es weiter mit den Bremsen.

Dies wollte ich dann jedoch lieber selber erledigen, nachdem ich zusah,
wie ein Mechaniker zwei Tage lang versuchte, Landroverbremsen zu reparieren.

Schnell waren Steckachse, Bremstrommeln und Backen ausgebaut.
Zuletzt entfernte ich noch einen rostigen Klumpen,
der entfernte Ähnlichkeit mit einem Radbremszylinder hatte
und aus dem fröhlich Bremsflüssigkeit sprudelte.

Hier war es wieder einmal von Vorteil, dass die indischen Tata-Lkw´s,
die auch in Nepal fahren, mit alter Mercedestechnik gebaut werden.
So hielt ich nach einer Stunde zwei nagelneue deutsche Bremszylinder in Händen,
die mit je ca. 19 Euro aber nur einen Bruchteil dessen kosteten,
was ich wohl zu Hause gezahlt hätte.

Alles in allem waren alle Reparaturen nach dreieinhalb Tagen erledigt.

Besonders erleichtert hatte uns die Arbeit Irvin
mit seiner freundlichen Crew,
die uns unterstützten, wo immer es ging.

Irvin bot uns auch an, so lange auf seinem Gelände stehen zu bleiben,
wie wir wollten.

Beim Abschied meinte er noch wir sollten,
falls wir irgendwann mit dem Flugzeug kämen, bei ihm vorbeischauen,
da er immer ein Zimmer für uns frei hätte
und wir ja nicht in ein Hotel gehen sollten.

Das nenne ich Service.

Wir beschlossen aber doch in ein Hotel in die Innenstadt zu fahren
um uns für die Erkundung Kathmandus nicht immer ein Taxi nehmen zu müssen.

Hier stehen wir nun seit drei Tagen und erkunden die Stadt,
schreiben diesen Bericht und bereiten uns auf die Weiterreise vor.

Morgen wollen wir noch einige Tempel besichtigen
und dann weiter nach Nagarkot fahren, mit der Hoffnung,
einen Blick auf den Mount Everest zu erhaschen.

Danach geht es zügig weiter in den Royal Chitwan Nationalpark
und nach Nordindien wo der höchste befahrbare Pass der Welt
mit 5606 Metern auf uns wartet.

Was wir auf dem Weg dorthin erleben, könnt ihr dann beim nächsten Mal lesen.


Martin & Kathrin

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